Erster Dienst im Technischen Zug

“Schwaches Signal in Geophon zwei, etwas stärker in Nummer drei”, kommt die Ansage von Sonja Burow an ihren Gruppenführer Horst Bergmann. Die 17jährige absolviert heute ihren ersten Ausbildungsdienst in der Fachgruppe Ortung des Technischen Hilfswerks (THW) in Bad Segeberg.

Das Ortungsgerät, mit dem sie heute erstmals arbeitet, ist in der Lage, auch schwächste Geräusche von verschütteten Personen aufzunehmen, erläutert Bergmann ihr. Es arbeitet ähnlich wie ein U-Boot-Sonar und gehört neben dem Metalldetektor und der Endoskopkamera zur Standardausstattung der Fachgruppe Ortung.

“Die Ortungsgruppe des THW kommt nach Gebäudeeinstürzen zum Einsatz”, erklärt Bergmann, der schon seit über 30 Jahren im THW mitwirkt. Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs war so ein Einsatz, wenn auch nicht für den Bad Segeberger Ortsverband.

Sonja Burow und Tobias Zweig (beide 17 Jahre alt) gehören zu den jungen Leuten, die in diesem Monat nach absolvierter Grundausbildung von der Jugendgruppe in den Technischen Zug gewechselt sind.

Der THW-Ortsbeauftragte Hans-Joachim Sakowski ist froh, aus der über 40-köpfigen Jugendgruppe regelmäßig motivierten Nachwuchs für die Erwachsenen-Einheit rekrutieren zu können.

“Ehrenamtlicher Dienst ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich”, meint Sakowski. Durch die sehr aktive und erfolgreiche Jugendarbeit sei aber “Nachwuchsmangel” ein Fremdwort.

“Das ganze Jahr 2009 hindurch mussten wir sogar einen Aufnahmestopp verhängen, denn natürlich halten wir im Technischen Zug einige Plätze extra für die Jugendlichen frei, die auch nach der Jugendgruppenzeit dem THW treu bleiben wollen”, so Sakowski weiter. Und weil in der Politik gerade die Diskussion um den Wehrdienst wieder auflebt, betont Sakowski, dass für die männlichen THW-Helfer nach wie vor die Möglichkeit bestünde, sich von der Bundeswehr frei stellen zu lassen.

“Das ist aber nur ein schöner “Nebeneffekt”, denn die Zeiten, in denen unsere Helferschaft zum großen Teil aus Ersatzdienstleistenden bestand, sind schon lange vorbei.”

Im ersten Halbjahr 2010 wird sich die Personalsituation vorübergehend etwas ändern: Keiner der 40 Jugendlichen wird in den kommenden sechs Monaten 17 und somit alt genug zum Wechsel in den Technischen Zug. Auf der anderen Seite werden aber mindestens drei Helfer aus beruflichen Gründen die Kalkbergstadt und damit das THW verlassen.

“Aus diesem Grunde haben wir uns entschlossen, den Aufnahmestopp vorerst wieder aufzuheben, und auch wieder Bewerber von Außen aufzunehmen”, gibt der Ortsbeauftrage bekannt.

Nach der sechsmonatigen Grundausbildung können sich die neuen ehrenamtlichen Helfer dann mehr oder weniger aussuchen, in welcher Fachgruppe des Bad Segeberger THW-Ortsverbandes sie aktiv sein wollen: Neben der Fachgruppe Ortung stehen die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen sowie zwei Bergungsgruppen zur Auswahl.

Je nach persönlicher Neigung und Eignung lernt man also den Umgang mit der leistungsfähigen Pumpenausstattung (die stärkste Pumpe fördert bis zu 5000 Liter Wasser pro Minute), oder mit dem sehr umfangreichen Bergungsgerät. “Als Beispiel seien hier die Hebekissen mit 136 Tonnen Hubkraft genannt, die wir aus dem Anti-Terror-Paket der Bundesregierung erhalten haben”, erläutert der THW-Ortsbeauftrage Sakowski. Auch ein Kernbohrgerät sowie ein Plasmaschneider gehören dazu.

Sonja Burow und Tobias Zweig haben ihre Wahl getroffen. Der Umgang mit dem Ortungsgerät erfordert ständiges Üben. Störende Nebengeräusche wie Wasserrauschen oder das Dröhnen von Stromgeneratoren, wie es an jeder Einsatzstelle zu hören ist, müssen ausgefiltert werden. “Gar nicht so einfach”, urteilt Sonja Burow. “Aber mit ein bißchen üben werden wir das schon hinkriegen”, grinst sie.